Der Start in die Rückrunde ist den Borussen geglückt, zwei Siege stehen zu Buche. Einer war verdient, der andere war eher glücklich, doch dazu mehr demnächst im Podcast. Aber wie ist der BVB abseits des Platzes ins neue Jahr gestartet?
Zunächst war das Team im Trainingslager in Dubai. Eine Entscheidung, die in Fankreisen als auch in der Öffentlichkeit mehr als kritisch gesehen wurde. Es gab Stimmen, die der Meinung waren, man dürfe in einem Land, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kein Trainingslager abhalten, weil man dann dem Land einen positiven Imageschub verpasst. Andere wiederum sagten, erst dadurch, dass man die Reise so stattfinden lasse, würde die Menschenrechtsproblematik überhaupt erst in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Beide Argumente haben etwas für sich. Eine Sache jedoch geht gar nicht: Da hin zu fahren, als wäre nichts, und auf Nachfragen zu dem Thema dann auch noch so dermaßen genervt zu reagieren, wie das Herr Watzke getan hat, ist unerhört! Wenn man eine solche Entscheidung zu einem Trainingslager in Dubai trifft, dann muss man mit den entsprechenden Reaktionen rechnen und damit umgehen und sich dem stellen. Die Probleme lapidar abzutun ist falsch, auch wenn nachvollziehbar ist, dass man einfach nur in Ruhe mit der Mannschaft arbeiten und sich Sportlichem widmen will. Aber dann muss ein anderes Reiseziel gewählt werden. Vielleicht ist den Verantwortlichen, wenn sie sich schon nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen, der allgemeine Aufruhr groß genug, in Zukunft von ähnlichen Ländern als Trainingslagerstandort abzusehen.
Schon im Trainingslager waren zwei Jugendspieler mit dabei, die den BVB perspektivisch verstärken können. Felix Passlack (Rechtsaußen) und Christian Pulisic (Offensives Mittelfeld) sollten an die Mannschaft herangeführt werden, nach Aussage von Aki Watzke aber vorerst in der U19 spielen, und nur das Training mit den Profis absolvieren. Vor allem Pulisic scheint aber Tuchel so von sich überzeugt zu haben, dass dieser voll des Lobes ist, und ihm sogar schon Einsatzzeit in der Bundesliga beschert hat. Und das nicht bei sicherem Spielstand für zehn Minuten, sondern beim Stand von 0:0 in der 68. Minute. Das zeigt die große Wertschätzung des Trainers für einen Spieler, dem eine gute Technik nach- und eine noch bessere Entwicklung vorausgesagt wird. Passlack, der in den U-Nationalmannschaften schon auf sich aufmerksam machen konnte, hat keine Einsatzzeit bekommen. Technisch nicht ganz so stark, kommt dieser Spieler eher über die Einstellung, ähnlich wie Großkreutz. Beiden Jungs ist zu wünschen, dass sie ihren Platz im Profiteam finden.
Ansonsten ist im Kader eher wenig passiert. Als Abgänge zu verzeichnen sind Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach), der wohl unzufrieden war mit den wenigen Einsatzzeiten, und Adnan Januzaj (vorzeitiges Leih-Ende), der sich offenbar nie wirklich auf den BVB eingelassen und sich entsprechend auch nicht wohlgefühlt hat, und deshalb sein Talent nicht zur Entfaltung bringen konnte. Die Positionen können von den zuvor genannten Passlack und Pulisic durchaus besetzt werden, daher ist es unkritisch, dass Zugänge, die gerüchteweise im Raum standen (Malli, Torres) nicht stattfanden. Zumindest wenn sich Verletzungen der A-Elf in Grenzen halten, ist der Kader ganz gut aufgestellt für die kommenden Aufgaben. Dass man Adrian Ramos nicht für kolportierte 12 Mio Euro nach China ziehen lässt, ist klar, weil er der einzige Backup für Aubameyang ist. Vielleicht gibt ihm das auch das Gefühl, wichtig für die Mannschaft zu sein, und er findet ein wenig besser ins Team, auch wenn ihm grundsätzlich die Rolle des Jokers nicht zu liegen scheint. Nicht selten wirkt er wie ein Fremdkörper, wenn er eingewechselt wird, und spielt engagiert, aber glücklos. Auch positiv zu bewerten ist, dass Roman Weidenfeller sich offenbar in seine ‘Altersteilzeit’ fügt, und nun sogar noch ein weiteres Jahr verlängern wird, mit der Option auf eine anschließende Weiterbeschäftigung im Klub. Dass er zukünftig den Trainerstab mit seiner Erfahrung und seinem Können bereichert, ist gar nicht mal abwegig.
Es ist also alles gerichtet für die Rückrunde einer Saison, in der immerhin noch drei Titel vielleicht nicht wahrscheinlich, aber doch möglich sind.